VDE und andere Normen

Für jeden Elektriker sind die VDE-Normen allgemein verbindlich einzuhalten, auch wenn Sie im Grunde nur „Empfehlungen“ sind. Das gleiche gilt natürlich auch für DIN, VDI oder ähnliche Normen. Normen haben generell erst einmal keine gesetzliche Grundlage, grundsätzlich muss man sie also nicht anwenden.

Aber § 49 Abs. 2 des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) verlangt, dass alle elektrischen Installationen den aktuellen allgemein anerkannten Regeln der Technik bei Anlagen zur Erzeugung, Fortleitung und Abgabe von Elektrizität entsprechen. In der aktuell gültigen Fassung ist in § 16 eindeutig Bezug auf die Bestimmungen des Verbandes Deutscher Elektrotechniker e.V. (VDE) genommen worden, womit die DIN-VDE-Bestimmungen im Rahmen der allgemein anerkannten Regeln der Technik einen quasi rechtsverbindlichen Status erhalten.
Hieraus ergibt sich zumindest eine Beweislast, denn spätestens im Schadensfall muss der verantworliche Elektriker nachweisen, dass alle Installationen nach dem aktuellen Stand der Technik vorgenommen wurden.

Wenn man hierbei bedenkt, dass es aktuell mehr als 3500 VDE-Normen gibt kann es schon schwierig werden alle einzuhalten. Gleichzeitig besteht das Problem, dass die Normen nicht öffentlich einsehbar sind. Hierzu muss man ein sehr teures Abo beim VDE-Verlag abonnieren. Kaum ein einzelner Elektriker ist hierzu finanziell in der Lage. Das Grundwerk DIN-VDE-Normen für das Elektrikerhandwerk kostet 1800€ + 230,05€ für jährliche Aktualisierungen.
Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass jedes Elektrounternehmen ein solches Abo inne hat und alle Mitarbeiter Einsicht haben.
Eine weitere Problematik ergibt sich, da der VDE-Verlag jegliches Kopieren der Normen, selbst auszugweise untersagt.

Diese Problematik hatte ich bereits häufiger selbst in der Praxis. Ein Kund plant beispielweise eine Steckdose unmittelbar neben der Badewanne. Gemäss der DIN VDE 0100-701:2018-09 ist dies nicht erlaubt, wie aber soll ich es einem uneinsichtigem Kunden nachweisen? Die Einzelnorm kostet beim VDE-Verlag 24,23€, diese Kosten wird der Kunde nicht bezahlen.

Müsste man nun jegliche Normen nachweisen, könnte der Hausbau für den Bauherrn unerschwinglich werden. Hier fordern bereits seit Jahren viele Gesellen, die informiert sein wollen, vergeblich andere Regelungen.

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