Shibari – japanische Fesselkunst

Wenn man sich mit dem Thema Fesseln auseinandersetzt stößt man immer wieder auf Worte wie Bondage, Shibari, Kinbaku, und vielen anderen. Hier will ich nun etwas näher auf die japanische Fesselkunst „Shibari“ eingehen.

Shibari – die japanische Kunst Körper und Geist mit Hilfe von Seilen zu fesseln

Shibari ist eine erotisch-künstlerische Kunst des Fesselns aus Japan, die mittlerweile in der gesamten westlichen Welt Anhänger findet. Ihre Anfänge liegen im Japan der Mitte des 19. Jahrhunderts, als grundlegende Fessel-Techniken des Hojōjutsu in die Sexualität übertragen wurden, die vormals zu Zwecken des Fixierens und Folterns von Verdächtigen und Straftätern verwendet wurden. In den 1950ern erlangte Shibari in Japan über populäre Erotik-Magazine größere Bekanntheit, in den folgenden Jahrzehnten schließlich auch in der BDSM-Szene der USA und Europas. Meistens wird Kinbaku gleichbedeutend zu Shibari verwendet, wenn auch Shibari als Bezeichnung außerhalb Japans verbreiteter ist.

Im Gegensatz zur schnellen Fesselung mit Manschetten oder Handschellen bedarf das Fesseln im Stil des Shibari mehr Zeit und Aufmerksamkeit und steht somit im Mittelpunkt des sexuellen Geschehens, währenddessen andere Aspekte der Sexualität in den Hintergrund treten oder im Anschluss ausgelebt werden. Die Absichten hinter dem Fesseln sind vielfältig und nicht immer sexuell motiviert. So kann Fesseln für beide Beteiligten nur zur Entspannung von Körper und Geist dienen, während des Sex stattfinden, zu ihm übergehen oder auch kleinerer Teil einer größeren BDSM-Session sein. Daneben ist die Belohnung für alle Arbeit ein meist auch ästhetisch ansprechendes Gesamtbild.

Shibari ist in erster Linie Kunst

Shibari muss kein erotisches Ziel verfolgen. Sicherlich ist Shibari, als Facette von Bondage eine Spielart aus dem Bereich BDSM, die für sehr viele Menschen einen erotischen Bezug hat. Shibari kann aber genauso gut auch Meditation, künstlerischer Ausdruck, sportlicher Ehrgeiz, ästhetisches Streben, tantrische Verbindung und vieles mehr sein. 

Die Fesselung als solche kann sowohl angenehm sein als auch gerade mit zunehmender Zeit schmerzhafter werden. Im Fesseln kann also ein sadomasochistischer Bedürfnis befriedigt werden, aber ebenso ein dominant-submissives, oder keines von beidem und die Beteiligten begegnen sich einander auf Augenhöhe ganz außerhalb eines BDSM-Zusammenhangs.

Ein wesentlicher Aspekt des Shibari ist seine besondere Ästhetik. Fesselungen sind selten effizient zum Fixieren, sondern angenehm bis anregend für den Gefesselten und optisch ansprechend für den Betrachter. Auch kann ein geschickter Rigger bestimmte Körpermerkmale betonen und andere kaschieren.

Shibari ist mehr als das Handwerk, sein Gegenüber mit einigen Metern Seil zur Bewegungsunfähigkeit zu verschnüren. Dagegen ist Shibari als Kunstform angewandt.

Damit es zu keinen Verletzungen und wunden Stellen am Körper kommt, werden beim Shibari besondere Naturfaserseile verwendet, die fesseltauglich sind. Damit sich diese möglichst weich auf der Haut anführen, werden sie stundenlang gekocht, getrocknet, anschließend durch eine Flamme gezogen, nochmals gewaschen und mit Pferdefett bestrichen.

Shibari kann hängend oder am Boden praktiziert werden. Vor allem performende Künstler wie Nawashi Kanna fesseln ihren Partner vor allem in Hängepositionen.

Wer kann Shibari machen?

Jeder! Es ist egal, wie alt man ist, wie gross, klein, dick oder dünn. Aussehen spielt keine Rolle. Lediglich wenn Sie an Epilepsie, Diabetes, Bluthochdruck, Herzerkrankungen, Asthma leiden, oder künstliche Gelenke haben sollten Sie dies hierbei beachten und dementsprechende Vorsicht walten lassen. Bei sehr hohem Übergewicht, sollte sicher sein, dass für eine Hängeposition die Haltestangen etc. dieses Gewicht auch tragen können.

Lediglich Schwangere sollten währen der Schwangerschaft darauf verzichten.

Ohne gewisse Kenntnisse sollten Sie Ihren Partner nicht mit Seilen fesseln, denn falsch angewendet, kann diese zu schweren Verletzungen und/oder zum Tod führen! Besuchen Sie vorher lieber einen Workshop.

Beitragsbild von LadyEndora auf DevianArt Photograf: Vladimir Samyshev