Gefahren des elektrischen Stroms

Elektrizität ist unsichtbar und geruchlos, ihre Risiken sind wenig augenfällig. Das macht sie so gefährlich.
Die Gefahren des elektrischen Stroms lassen sich grundsätzlich in drei Bereiche einteilen:

  • Unfälle durch Fluss elektrischen Stroms über den menschlichen Körper (Durchströmungsunfall)
  • Verbrennungen durch die Einwirkung von Lichtbögen (Lichtbögen sind sog. elektrische Durchschläge) durch die Luft, verbunden mit der Bildung von energiereichen Funken, Flammbögen oder Plasma
  • Brandentstehung durch Kurzschlüsse, starke Erwärmung elektrischer Einrichtungen (z. B. von Leitungen, Spulen, etc.) oder Überhitzung elektrischer Geräte

Je nach Stärke des elektrischen Stroms und der Dauer der Wirkung, kann es zu unterschiedlichen Effekten im menschlichen Körper kommen. Zunächst einmal kommt es zum Verkrampfen der Muskulatur. Eine der größten Gefahren des elektrischen Stroms liegt darin, dass Sie durch die Verkrampfung der Muskulatur sich nicht mehr selbstständig von der Stromquelle trennen können, sondern diese oftmals noch fester umklammern.

Auch die Atemmuskulatur kann betroffen sein, was zum Ersticken führen kann. Darüber hinaus sind große Stromstöße und hohe Stromstärken dafür bekannt, dass sie sehr starke Verbrennungen auslösen können. Aufgrund der Verletzung kann ebenfalls ein Schockzustand eintreten, welcher im schlimmsten Fall zum Tode führen kann. Die wohl größten Gefahren des elektrischen Stroms liegen jedoch in unserem zentralsten Muskel. Dem Herzen. Denn ein Stromstoß kann zum Herzkammerflimmern führen. Die Steuersignale des Herzens werden vom elektrischen Strom überlagert. Das Herz kann nicht mehr schlagen: Ein Herzstillstand tritt ein. Als Folge kann der Körper nicht mehr mit Blut und das Gehirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt werden. Innerhalb kürzester Zeit kann durch diesen Zustand der Tod eintreten.

Selbst kurze Berührungen von starken Stromquellen können zu solchen Ergebnissen führen. Denn sowohl die Stärke des elektrischen Stroms als auch die Dauer des Stromflusses spielen bei den Auswirkungen auf den menschlichen Körper eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund sollten Sie die Gefahren des elektrischen Stroms niemals unterschätzen, sondern immer mit äußerster Vorsicht mit elektrischen Geräten oder Installationen umgehen.

Mögliche Schädigungen durch Strom

  • Herzschädigungen: Arhythmien, reversibler Herzstillstand und Herzkammerflimmern. Letzteres ist besonders gefährlich, da es bereits bei kleinen Stromstärken eintreten kann und durch die üblichen Wiederbelebungsmaßnahmen nicht beeinflusst werden kann.
  • Atemstörungen: Bestimmte Stromstärken führen zur Verkrampfung der Atemmuskulatur.
  • Verbrennungen: Große Stromstärken können lebensgefährliche Verbrennungen verursachen.
  • Nierenschäden: Als Spätfolge ist noch nach vielen Stunden ein Nierenversagen möglich.
  • Nervenschäden: Bewusstlosigkeit, Dauerschäden.
  • Muskulaturverkrampfung: Ein Verkrampfen der Muskulatur bewirkt, dass die Stromquelle nicht mehr losgelassen werden kann. Dadurch wirkt der Strom länger ein, die anderen genannten Schädigungen werden dadurch entsprechend schlimmer.
  • Schock: Ein Stromschlag kann einen Schock hervorrufen. Ein Schock kann tödlich sein.

Beim Strom unterscheiden wir verschiedene Grenzen bzw. Schwellen, ab wann Strom für den Menschen gefährlich sein kann:

Gesamtkörperimpedanz Total = Zt bei 770 Ω bei 230 V sind 300mA

  • Wahrnehmungsschwelle = ca. 0,5 mA AC und ca. 2mA DC (Spürbarkeit)
  • Immobilisierungsgrenze bei 0,5 mA AC ( Muskelverkrampfung)
  • Loslasschwelle bei 15mA AC
  • Reaktionsschwelle bei 3mA AC und 12mA DC

Loslassgrenzen bei trockenen Bedingungen:

  • 0 – 50 V AC
  • 0 – 120 V DC

Der Ableitstrom, Ersatzableitstrom wird doch praktisch im direkten Weg zum Erdpotential gemessen. Die Loslassgrenze bezieht sich auf eine Körperdurchströmung. Je nach Vorwiderstand (Isofehler) verringert sich der Strom durch den Körper bei indirekter Berührung, wenn er duch unseren Körper muss.

Alle Werte in Normen sind stets politische Werte. Ein Nullrisiko ergibt sich bei Null Strom.

Der Durchströmungsunfall

Die häufigsten Stromunfälle sind Durchströmungsunfälle. Ein Durchströmungsunfall kann sich dann ereignen, wenn der menschliche Körper Teil eines geschlossenen Stromkreises wird.

Die Schwere eines Durchströmungsunfalls (z. B. Durchströmung von Hand zu Fuß bzw. von Hand zu Hand) hängt wesentlich von der Stärke des über den menschlichen Körper fließenden Stroms, vom Weg des Stromes durch den menschlichen Körper und von der Einwirkzeit ab.

Der elektrische Strom folgt auch beim Durchströmen durch den menschlichen Körper dem Ohm’schen Gesetz. Danach hängt die Stromstärke von der angelegten Spannung und dem Widerstand des Stromkreises ab. Je größer die Spannung ist, desto größer ist auch die Stromstärke.

Ab 50 V Wechselspannung muss (entgegen der weit verbreiteten Meinung) mit einem tödlichen Ausgang durch die Durchströmung gerechnet werden.

Eine Überbrückung des menschlichen Körpers mit der üblichen Netzspannung von 230 V gegen Erde gemäß dem Ohm´schen Gesetz (I = U/R) bedingt bei einem Körperwiderstand von 1000 Ohm einen Strom von 230 mA durch den Menschen (vereinfacht angenommen). Ein Durchströmungsunfall unter diesen Voraussetzungen führt zu Herzkammerflimmern und wird, wenn nicht schnellstmöglich eine wirksame Erste Hilfe erfolgt, tödlich verlaufen.

5 Sicherheitsregeln

Daher gilt bei allen Arbeiten an elektrischen Leitungen immer die Einhaltung der 5 Sicherheitsregeln zum Eigenschutz. Verlasse Dich niemals auf die Sorgfalt eines Kollegen.

  1. Freischalten (Allpolig und allseitig abschalten!)
  2. Gegen Wiedereinschalten sichern
  3. Spannungsfreiheit feststellen
  4. Erden und Kurzschliessen
  5. Benachbarte, unter Spannung stehende Teile abdecken oder abschranken

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