Lost Places

Die Suche nach lange verlassenen Gebäuden und mysteriös bis gruselig anmutenden Orten hat sich in den letzten Jahren zu einem Hobby entwickelt, dem manche regelmäßig und viele hin und wieder nachgehen, wenn die Zeit und das Glück es erlauben. Denn das braucht man, wenn man sich auf die Suche nach solchen Schätzen begibt. Oft zugewachsen, einsturzgefährdet und mit ganz besonderer Ästhetik liegt denen, die sie schon gefunden haben, viel daran, sie geheim zu halten und den Charme somit zu bewahren.

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Man nennt sie Lost oder Hidden Places, gemeint sind damit Orte, die scheinbar in Vergessenheit geraten sind, und langsam in sich verfallen. Gründe gibt es hunderte, warum man sein Eigentum so verfallen lässt, ob man nun selbst in finanzieller Not geraten ist, oder einfach nicht genug Geld für eine Sanierung hat. Ehemalige Firmen, Hotels und Diskotheken, die Pleite gegangen sind und wo es keinen Käufer für gibt. Villen für die es keine Erben gibt, oder die Besitzer zu alt sind um dort alleine zu leben. Krankenhäuser, Sanatorien oder Pflegeanstalten ohne Nachfolger, wo selbst die Gemeinde kein Geld für den Abriss hat.

Diese Orte sind oft verlassen, haben aber dennoch meist noch immer einen Besitzer, dies sollte man nie vergessen. Das Betreten dieser Orte ohne eine Genehmigung stellt mindestens den Straftatbestand des Hausfriedenbruchs dar. Einige Urbexer, so nennen sich die Menschen, die diese Orte suchen, forschen erst nach wer der Besitzer ist und versuchen eine Erlaubnis zu erhalten, die meisten allerdings gehen das Risiko ein. Denn wo es keinen Kläger gibt, da gibt es keinen Richter. Oftmals interessiert es die Besitzer wirklich nicht, denn wer ein Gebäude Jahrzehnte lang verrotten lässt, den interessiert es auch nicht wer diese betretet. Allerdings sollte man sich darauf nicht verlassen.

Lost Places zu finden, ist mit der Suche nach Vergänglichem und Verfall gleichzusetzen.Die verlassenen Orte sind mehr als nur eine spektakuläre Fotokulisse und erzählen authentisch von den Lebens- und Arbeitsumständen ihrer Bewohner und Besucher. Manche Lost Places werden sogar wieder so bekannt, dass sie nicht mehr als vergessene Orte bezeichnet werden können.

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Beginnt man damit, nach Lost Places zu suchen, stößt man auf einen Diskurs, der die Themenkomplexe Vergänglichkeit, Verschwiegenheit und Vertrauen beinhaltet. Immer mehr Abenteuerlustige und Erkundungsfreudige, interessieren sich für die versteckten Geschichten hinter verlassenen Orten.

Die Bezeichnung „Urbexer“, leitet sich von dem Begriff Urban Exploration (städtisches Erkunden) ab und verweist auf den forschenden Charakter, den die meisten Spaziergänge in verlassenen Krankenhäusern oder verwaisten Bunkeranlagen haben.

Viele Urbexer sind passionierte Fotografen, die in den stillschweigenden Kulissen den Zerfall von Konsumgütern und Mauerwerk dokumentieren und in authentische Lebenswelten vergangener Tage eintauchen, ohne sie dabei zu verändern.

Denn mit Vandalismus und Hausfriedensbruch hat das Erkunden von Lost Places nichts zu tun.

Die Regeln des Urban Exploring

Quelle: Lost Places Hunter

Kein gewaltsames Eindringen  Wenn ein Gebäude verschlossen ist, ist es verschlossen. In dem Fall hat man Pech gehabt und bleibt draußen. Es werden auf GAR KEINEN FALL Fenster zerschlagen oder Zäune aufgetrennt. Ja, wir Urbexer klettern bei Bedarf auch schonmal durch offene Fenster oder durch kaputte Zäune oder ähnliches. Mehr aber auch nicht!

Diebstahl ist Tabu  Alles bleibt so stehen / liegen, wie man es auffindet. Es werden keine Möbel umgestellt  und es werden auf GAR KEINEN Fall Dinge mit nach Hause genommen. Warum? Erstens, weil man es nicht macht und zweitens, weil es sich sonst um Diebstahl handeln würde!

Kein Vandalismus  Auch, wenn manche Menschen Vorurteile über Urbexer haben, aber ich möchte eins definitiv klarstellen: Wahre Urbexer haben NICHTS mit Graffittis oder Vandalismus zu tun! Ja, manche Bilder verzieren die Wände, so dass die Aufnahmen schöner dadurch werden. Aber wir würden NIE selbst welche sprühen und wir würden auch nie (absichtlich) etwas kaputt machen oder am Ort hinterlassen!

Die Suche nach Lost Places

Wer nun nach einer detaillierten Karte aller Lost Places im Internet sucht, wird schnell feststellen, dass es sowas nicht gibt. Man muss sich schon selber bemühen die verlassen Orte zu finden. Hierzu gibt es viele verschiedene Methoden. Man kann beispielweise versuchen anhand von Bildern anderer Urbexer die Gegend zu erkennen, und auch Google Earth zu Hilfe nehmen. Ebenso helfen Listen von Gebäuden mit Denkmalschutz, sowie die Regional-Nachrichten um Hinweise zu finden.
Des Weiteren helfen auch Gemeindearchive, und natürlich der Dorftratsch in den Dorfkneipen.

Wer sich in den vielen Urbexer-Foren umhört und dort eine Vertrauensbasis erreicht, so das andere erkennen können, dass man keinen Vandalismus betreiben will, kann auch mal dort einen hilfreichen Hinweis erhalten. Eine genaue Adresse oder gezielte Koordinaten erhält man hingegen nur äusserst selten.

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Wichtige Hinweise

Das Betreten von alten Gebäuden beinhaltet neben dem Straftatbestand (wenn man keine Genehmigung hat) auch immer die Gefahr von Unfällen durch einstürzende Decken, Treppen etc., ebenso können sich Obdachlose eingenistet haben, welche „ihren Besitz“ schützen wollen und gewaltätig werden können.

Aus diesem Grund sollte man niemals alleine einen Lost Place aufsuchen, stellt sicher das Ihr festet Schuhwerk und robuste Kleidung anhabt. Ein Notfall-Erste-Hilfe-Set kann nicht schaden, ebenso sind Taschenlampen nahezu Pflicht.

Bei grösseren, unbekannten Anlagen kann eine Angelschnur helfen den Rückweg aus dem Gebäude wieder heraus zufinden, falls man sich mal verlaufen hat.

Für die Fotografie empfehle ich persönlich lieber etwas weniger Ausrüstung mitzunehmen, ein lichtstarkes Objektiv 18-55mm, sowie ein 55-200mm sollten vollkommen ausreichen. Solange man in oberirdischen Gebäuden ist sollte man zudem auf einen Blitz verzichten, damit die Bilder so natürlich wie möglich werden. HDR-Effekte kann man auch später noch mit Photoshop einfügen.

Beitragsbild Copyright (c) by Rene Latz, Austria, 2022

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