Atomkrieg

Ich bin selten ein pessimistischer Mensch, sondern halte mich oftmals eher für realistisch. Aktuell mache ich mir allerdings doch Sorgen, wie weit wir noch von einem Atomkrieg entfernt sind. Insbesondere jetzt, wo Putin bereits seine Atomstreitkräfte in erhöhte Alarmbereitschaft gesetzt hat.

Wer auch immer versucht, uns zu behindern, geschweige denn eine Bedrohung für unser Land und unser Volk zu schaffen, muss wissen, dass die Antwort Russlands sofort erfolgen und zu Konsequenzen führen wird, die Sie in Ihrer Geschichte noch nie erlebt haben.

Wladimir Putin, russischer Präsident

Grundsätzlich denke ich, dass ich hier in Österreich relativ gut geschützt bin vor direkten Einschlägen, aber das ist nicht zwangsläufig nur ein positiver Umstand. Ich denke die wichtigsten Ziele für Atombomben in Deutschland sind Berlin, Hamburg, Frankfurt/Main, München und Büchel. Büchel? Ja, Büchel. Büchel ist zwar lediglich eine kleine Stadt mit knapp 1150 Einwohnern, aber auf dem Atomwaffenstützpunkt „Fliegerhorst Büchel“ in der Eifel sind bis zu 20 B61-Bomben für die Verwendung durch Bundeswehr-Soldat*innen stationiert. Jede dieser Bomben hat eine maximale Sprengkraft, die mit der von 13 Hiroshima-Bomben vergleichbar ist.
In Europa lagern noch immer 180 Atombomben. Ihre Standorte sind in Belgien (Kleine Brogel), Niederlande (Volkel) und Italien (Aviano und Geddi Torre). Auch in Incirlik in der Türkei sind US-Atombomben stationiert. Aus Griechenland und Großbritannien wurden die B61-Bomben bis 2008 abgezogen.
Deutschland darf keine eigenen Atomwaffen haben, aber die USA haben hier genug Waffen stationiert, um ganz Mitteleuropa zu zerstören.

https://nuclearsecrecy.com/nukemap/

Auf der Seite Nukemap von Alex Wellerstein kann man einen Atomwaffenangriff simulieren, wobei dieser sich nur auf Berechnungen stützt und einen theoretische Möglichkeit anzeigt, in der Realität kann es noch viel verheerender sein. Das Bild oben zeigt uns die theoretischen, direkten Auswirkungen eines russischen Atomwaffen-Angriffs mit einer russischen Topol mit 800 Kilotonnen Sprengkraft. München wäre komplett von der Landkarte gefegt, sowie viele angrenzende Ortschaften. Je nach Windrichtung und Witterungsumstände kann der nukleare Regen weite Teile von Deutschland, Österreich und der Schweiz unbewohnbar machen. Laut der Berechnung von Nukemap würden in den ersten 24 Stunden bis zu 2 Millionen Menschen bereits in der ersten Phase sterben.

Pixabay

Wie wirkt eine Atombombe?

Wir nehmen als Beispiel eine 100 Kilotonnen-Bombe:

Im Umkreis vom 3 km2 wird alles und jeder zerstört, getötet und verdampft. Ein riesiger Feuerball vebrennt innerhalb von weniger als einer Sekunde alles, was er berührt. Dieser Feuerball ist heißer als die Sonne. Die extreme Hitze verursacht schwere Verbrennungen und entfacht in einem großen Gebiet Feuer, die einem gigantischen Feuersturm zusammenfließen. Sogar Menschen in unterirdischen Bunkern sterben mit hoher Wahrscheinlichkeit an Sauerstoffmangel und Kohlenmonoxidvergiftung.

Im Umkreis von 5 km2 sterben alle Menschen durch die folgende Druckwelle innerhalb 1 Sekunde nach der Zündung, und wenn sie die Druckwelle überlebt haben sollten, sterben sie kurz danach einen qualvollen Tod durch Erstickung und/oder akuter Strahlenkrankheit. Der Druck tötet Menschen nahe des Epizentrums und verursacht Lungen- und Ohrenverletzungen sowie innere Blutungen bei jenen, die etwas weiter weg sind. Es entstehen Verletzungen durch zusammenstürzende Gebäude und durch die Luft geschleuderte Objekte. Die entfachten Brände dehnen sich bei den orkanartigen Winden rasend schnell aus, sie sind in einem Umkreis von 10 bis 20 km wirksam. Es ist, wie wenn ein gigantischer Blasebalg ein Feuer schüren würde.

Die Druckwelle verursacht Beschädigungen und Explosionen von Öfen und Benzintanks, von Gaskesseln und Ölreservoirs, von Heizungsanlagen und Raffinerien. Diese gehen ihrerseits in Flammen auf und verursachen weitläufige Sekundärbrände. Das Feuer vervielfacht sich. Es brechen Feuerstürme aus. In der Atmosphäre bilden sich tödliche Stoffe: Der Sauerstoff wird der Luft entzogen, sie füllt sich mit Rauch, Asche und Verbrennungsgasen.

Im Umkreis von 10 km2 sterben die Menschen infolge von schweren Verletzungen, da es keine medizinische Hilfen in diesem Bereich mehr geben wird. Kein Bergungstrupp wird Verletzte aus zerstörten Häusern, Tunneln etc. bergen können, die gesamte Infrastruktur ist hier zerstört.

In einem Umkreis von 80 km2 wird radioaktiver Niederschlag alles und jeden für Jahrzehnte verstrahlen, tausende sterben durch Spätfolgen wie Krebs und Strahlenkrankheit.

Die durchdringende radioaktive Strahlung führt zu ernsthaften Verletzungen im Körper. Die von einer Explosion ausgehende radioaktive Strahlung kann in zwei Kategorien unterteilt werden: Sofortstrahlung, bestehend aus Alpha-, Beta-, Gamma- und Neutronenstrahlen, geht vom Explosionsmittelpunkt aus und wirkt bis zu einer Minute.

Rückstandsstrahlung, Teil der Strahlung, der nach Ablauf einer Minute noch wirksam ist. Sie besteht aus radioaktivem Niederschlag, auch Fallout genannt und sogenannter neutroneninduzierter Strahlung.

Die Radioaktivität im verstrahlten Gelände nimmt innerhalb der ersten 24 Stunden stark ab. Nach etwa einer Woche kann sie bis unter einen lebensbedrohlichen Wert absinken.

Der radioaktive Niederschlag (Fallout) schwebt langsam zu Boden und kann je nach Dauer der Schwebzeit mehr oder minder starke Verstrahlungen verursachen. Dabei ist zwischen zwei verschiedene Arten zu unterscheiden, dem frühen und dem verzögerten radioaktiven Niederschlag. Findet eine nukleare Explosion nahe der Oberfläche statt, wird die Erde oder das Wasser in eine pilzförmige Wolke gesogen und mit den Überresten der radioaktiven Waffe verseucht. Das verseuchte Material beginnt innerhalb weniger Minuten herabzufallen, was bis zu 24 Stunden fortdauern kann. Dadurch kann ein Gebiet bis zu Tausenden von Quadratkilometern von der Explosionsstelle entfernt getroffen werden. Bei Explosionen in großer Höhe gibt es keinen frühen Niederschlag. Wird eine Bombe weit über der Oberfläche gezündet, steigt der radioaktive Abfall in der pilzförmigen Wolke in große Höhen und fällt allmählich über einem großen Gebiet nieder.

Hohe Dosen von Strahlung töten Zellen, beschädigen Organe und führen zu einem raschen Tod. In niedrigen Dosen schädigt Strahlung Zellen und führt zu Krebs, genetischen Schäden und Mutationen. Die Strahlung verursacht in Menschen Leukämie oder Blutkrebs und soliden Tumore wie Schilddrüsen-, Lungen- oder Brustkrebs.

Erhöhte Raten von Leukämie und Schilddrüsenkrebs treten bei strahlenexponierten Kindern erstmals nach fünf Jahren auf, während die Rate von soliden Tumoren in der Gesamtbevölkerung nach etwa 10 Jahren ansteigt. mit einem Fortbestehen des erhöhten Risikos während des ganzen Lebens.

Eine Strahlenexposition erhöht das Risiko von erblichen Schäden in zukünftigen Generationen. Die Menschen sind der Strahlenexposition sowohl äußerlich ausgesetzt (durch Partikel in Luft, Wasser oder Boden) als auch innerlich (durch Einatmen der Partikel und Nahrungsaufnahme). Viele Radioisotope konzentrieren sich in Pflanzen und Tieren und gelangen somit in die Nahrungskette.

Von seinen Worten und Taten her ist klar, dass der Einsatz von Atomwaffen immer auf dem Tisch ist und das Risiko eines Atomwaffeneinsatzes steigt.

Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN)

Overkill

Zum Stand 2021 gab es weltweit ca. 13.865 Atomsprengköpfe, alleine 6255 davon gehören den Russen. Dies reicht aus, um die Menschheit mehrfach auszurotten. Laut einer Zählung des schwedischen Friedensforschungsinstituts in Stockholm (Sipri) vom Januar 2021, die auch ausgemusterte Sprengköpfe erfasst, hatten die USA 5.550 Sprengköpfe, Russland 6.255, China 350, Großbritannien 225 und Frankreich 290. Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea verfügten demnach zusammen über rund 460 Atomsprengköpfe. Diese vier Länder sind im Gegensatz zu den sogenannten offiziellen Atommächten nicht Mitglied des Atomwaffensperrvertrags.

Der einzige Wehrmutstropfen, den es gibt ist, dass dies unseren Planeten mit aller Wahrscheinlichkeit nicht zerstören würde, nach einem jahrhunderte-langen nuklearen Winter würde sich die Erde selbst regenerieren und vom Neuen auferblühen und vielleicht wird es sogar irgendwann wieder intelligentes Leben geben.

Die Frage, die sich jedoch zwangsweigerlich stellt ist, ob Putin wirklich bereit ist strategische Nuklearwaffen zu verwenden, oder ob er, wenn überhaupt, erst auf taktische Nuklearwaffen zurück greift.

Eine taktische Nuklearwaffe ist eine kleinere Nuklearwaffe mit wenig Sprengkraft, er könnte diese beispielweise über der Ostsee zünden. Beim Einsatz über dem Meer wäre das Wasser und die gesamte Umwelt großflächig verseucht, aber an Land gäbe es kaum Zerstörung und es kommen nur wenige Menschen zu Schaden. Der Einsatz solcher Waffen hat aber trotz geringer Zerstörung einen hohen psychologischen Effekt. Putin würde damit trotzdem das klare Signal an den Westen senden, dass er bereit ist, bis zum Äußersten zu gehen. Er setzt damit ein Stoppschild für den Westen.

Egal wie grössenwahnsinnig Putin aktuell ist, er weiß dennoch selbst ganz genau, dass er beim Einsatz von strategischen Nuklearwaffen den 3. Weltkrieg und somit das Ende der Menscheit einläuten würde.

„Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg ausgetragen wird, aber der IV. Weltkrieg wird mit Stöcken und Steinen ausgetragen.“

Albert Einstein

Beitragsbild von Pixabay

Quellen: ICAN, Atomwaffen A-Z, Zeit.de, Atomwaffenfrei.de

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