Hitzefrei auf dem Bau

Für mich hat sich diese Frage eigentlich noch nie gestellt, denn bereits als ich meine Ausbildung angefangen habe, war mir klar, dass es kein Schlechtwetter (Wetterschicht) in der Elektrobranche gibt. Es ist egal, ob +35°C oder -15°C herrschen, als Elektriker ist man stets am Schaffen. Lediglich beim Verlegen vom (N)YM-Leitungen gibt es Einschränkungen, da der Mantel bereits bei einer Umgebungstemperatur von -5°C brechen kann, daher ist laut Hersteller das Verlegen der Leitungen bei Kälte aus der Gewährleistung raus. Nun man kann problemlos die Leitung vorwärmen und so auch bei -15°C noch weiter verlegen…

37°C im Schatten bedeuten etwa 40°C in der Sonne

Wenn die Außentemperatur die Körpertemperatur von etwa 37 Grad Celsius übersteigt, könne die Wärme nicht mehr nach außen abgegeben werden, der Körper erhitze sich stark. Hinzu kommt, dass bei hoher Luftfeuchte der Hauptkühlmechanismus des Körpers nicht mehr funktioniert, das Schwitzen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit seien schon geringere Temperaturen potenziell tödlich.

Im Juni 2021 brach ein Bauarbeiter in Leoben auf der Baustelle zusammen, der Vater von zwei Kindern starb kurz darauf. Gerade für Menschen, die draußen arbeiten, ist die Hitze eine starke Belastung. Das Unfallrisiko steigt und die Sonne schädigt die Haut.

Insgesamt wurden seit 2017 550 Hitzetote in Österreich gezählt.

In Österreich können Bauarbeiter ab 32,5°C Hitze – frei bekommen, wenn ihnen kein adäquater kühlerer Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden kann, was aber bis jetzt schwer nachzuweisen war. Deshalb hat die Gewerkschaft Bau-Holz gemeinsam mit der Arbeiterkammer und Global 2000 eine Hitze-App für das Handy entwickelt, mit Daten der ZAMG. Trotzdem besteht kein Anspruch darauf Hitze – frei zu bekommen. Wenn sich ein Bau-Unternehmen freiwillig dafür entscheidet, bekommt der Arbeitnehmer 60 Prozent vom normalen Lohn, die der Arbeitgeber ersetzt bekommt. (Bauarbeiter-Schlechtwetter-
entschädigungsgesetz (BSchEG))

Das Problem daran aber ist, dass dies nicht für den Elektriker auf dem Bau gilt, da er eben nicht der Baubranche zugeordnet ist.

Arbeiten bis zum Umfallen?

Der heutige Tag war für mich und meinen Lehrling ein sehr anstrengender Tag, da wir von 13 – 17 Uhr in der prallen Sonne im Freien auf dem Dach arbeiten mussten. Die Hitze war nahezu unerträglich, obwohl wir „nur“ 33,6°C in Feldkirch hatten, so dass wir regelmässige, zusätzliche Pausen einführen mussten, um überhaupt noch arbeiten zu können. Interessant war allerdings auch, dass unsere Kabelbinder an ihrer Festigkeit verloren hatten, und weicher waren. Zudem liessen sie sich teilweise nicht mehr richtig festziehen. Und die schwarzen Installations-Flexrohre waren durch die Sonne richtig heiß…. Hoffentlich ist bald wieder Winter !

Glücklicherweise haben wir einen sehr kulanten Arbeitgeber, so dass dies kein Problem darstellt.

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