Impfpflicht in Österreich

Nun ist dies Geschehen, was keiner für möglich gehalten hat, und ich selbst sehe dies sehr kritisch. Wie bereits in anderen Beiträgen angemerkt, bin ich selbst gegen eine Impfpflicht.
Ab dem 01.02.2022 wird in ganz Österreich die allgemeine Impfpflicht eingeführt.

Die Geschichte des Impfens beginnt mit dem Kampf gegen Pocken.Die gefährlichen Blattern gibt es schon seit Jahrtausenden, in Nordeuropa breitet sich die durch Tröpfchen übertragene Virusinfektion ab dem 7. Jahrhundert unter den Wikingern aus. Über Jahrhunderte wütet die Seuche auf dem Kontinent, rafft Millionen Menschen dahin. Noch im 18. Jahrhundert sterben besonders Babys an dem pustelartigen Ausschlag an Gesicht, Armen und Beinen sowie hohem Fieber.

Noch vor 150 Jahren ist die deutsche Bevölkerung solchen Versuchen gegenüber äußerst skeptisch. Es gibt Gerüchte, Impfstoffe könnten Menschen verwandeln, zum Beispiel in Kühe. Damals wie heute ist das Impfen föderal geregelt.

Die Geschichte wiederholt sich

Am 26. August 1807 führte Bayern als weltweit erstes Land eine Impfpflicht ein. Andere deutsche Flächenstaaten ziehen nach. Als im Deutschen Reich 1871 in Deutschland eine schwere Pocken-Epidemie ausbricht, sterben daran rund 180.000 Menschen. In der Folge führte der Staat unter Otto von Bismarck 1874 mit dem Reichsimpfgesetz eine Impfpflicht ein – und griff damit in das Leben des Individuums ein. Es gab Impfanstalten, Amtsärzte immunisierten auf Bauernhöfen. Wer sich einer Impfung verweigerte, dem drohten harte Sanktionen: Geldstrafen, Haft oder auch die Zwangsimpfung.

Doch mit dem Impfzwang wächst der Widerstand in der Bevölkerung. Die Sorge vor dem Freiheitsverlust besteht, seitdem es Impfungen gibt. Es geht nicht nur um einen Pieks, sondern um Weltanschauungen – und darum, wer über den eigenen Körper bestimmt. Damals wie heute haben die Menschen Angst vor Nebenwirkungen oder einem Impfschaden.

In der Folge sanken die Bereitschaft der Menschen, sich gegen Pocken immunisieren zu lassen. Allein im 20. Jahrhundert sterben noch 500 Millionen Menschen an den Blattern. Der letzte Pocken-Fall ereignet sich 1972 in Hannover, ein Gastarbeiter bringt die Virusinfektion aus Jugoslawien mit. 1976 wird die Pflicht zur Erstimpfung gegen Pocken in Westdeutschland aufgehoben, 1979 erklärt die WHO die Pocken für ausgerottet.

Deutsch-Russisches Museum Berlin-Karlshorst / MBK [CC BY-NC-SA]

Drittes Reich – Impfen als Dienst am Volk

Im Dritten Reich gab es zunächst Lockerungen bei der Impfpflicht. Unter den Nazis gab es auch Impfgegner – dazu gehören unter anderem Heinrich Himmler und Rudolf Heß. Sie galten als Vertreter der neuen deutschen Heilkunde, die Impfen als jüdische Rassenschande verstanden. Am Ende setzte sich jedoch das Reichwehrministeriums mit seinen Argumenten durch, eine Abschaffung der Impfpflicht könnte der Schlagkraft und Wehrfähigkeit des Deutschen Reiches schaden.

Die Nationalsozialisten arbeiten mit Parolen, die überzeugender sind als jede Impfpflicht. Die Gesundheitsbehörden identifizieren die jüdische Bevölkerung als vermeintliche Hauptüberträger des Fleckfiebers, auch Flecktyphus genannt. Weil die Krankheit über Läuse übertragen wird, instrumentalisieren sie die Infektionskrankheit für rassistische Ressentiments gegen den „jüdischen Parasiten“.

Poliomyelitis (Kinderlähmung)

In den 1950er-Jahren bricht Poliomyelitis immer wieder seuchenartig aus. Die hochansteckende Viruserkrankung trifft vor allem Kinder. Bei schweren Verläufen befällt das Polio-Virus Nervenzellen in Rückenmark und Gehirn, was zu Lähmungen führen kann. Wenn die Atemmuskulatur ausfällt, ist ein Luftröhrenschnitt oder die „Eiserne Lunge“ oft die letzte Rettung.

1960 führte die DDR als erstes Land die Pflichtimpfung für Kinderlähmung ein. Ein Jahr später gibt es in der DDR vier neue Infektionsfälle, im Westen mehr als 4.500 – und kein Vakzin für die Schluckimpfung.
1962 beginnt der Westen, gegen Polio zu immunisieren – mit Impfstoff aus den USA. Impfungen haben in der DDR einen hohen Stellenwert, sind aber auch Pflicht – anders als im Westen. DDR-Bürger werden bis zu ihrem 18. Lebensjahr bis zu 20 Mal gepiekst: gegen Tetanus, Tuberkulose, Masern oder Keuchhusten. Der Westen setzt auf Freiwilligkeit, nur die Pocken-Impfung ist Pflicht.


Impfen – Allgemeinheit steht über dem Individuum

Aber Impfungen bringen nicht nur Segen: In den 1960ern führt jede 30.000ste Pocken-Impfung zu schweren Schäden, schätzen Experten. Die Schweinegrippe-Impfung mit Pandemrix kann bei Menschen mit bestimmten genetischen Veranlagungen zu Narkolepsie (Schlaf-Wach-Störung) führen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen tritt in den Jahren 2009 und 2010 diese seltene Nebenwirkung auf. In der Summe sind Impfschäden zwar selten, doch für Betroffene sind sie eine Belastung.

Ob Menschen sich für sich selbst oder für andere impfen lassen, dieser Streit schwelt seit gut 200 Jahren. Doch beim Impfen geht es eben auch um die Allgemeinheit, nicht nur ums Individuum.

So ist Immunität auf gesellschaftlicher Ebene ist bis heute nicht selbstverständlich. Selbst Polio ist noch nicht ausgerottet. Und ohne einen Pocken-Impfstoff wären mittlerweile über 200 Millionen Menschen gestorben, schätzen Experten. Die Spanischen Grippe in den Jahren 1918/19 zählt zu den schwersten Influenza-Pandemien, weltweit sterben damals rund 50 Millionen Menschen. Erst 1933 wird das Grippevirus isoliert, 1945 kommt der erste Influenza-Impfstoff auf den Markt. Heute entwickeln Forscher sehr viel schneller Impfstoffe. Bestes Beispiel ist das Rekord-Tempo während der Corona-Pandemie. In nicht einmal einem Jahr haben mehrere Hersteller Vakzine gegen Covid-19 entwickelt.

Einen 100-prozentigen Schutz bietet eine Schutzimpfung nicht, aber ein kleiner Pieks kann schwere Krankheitsverläufe verhindern und die Viren-Übertragung vermindern.


Quellen: ndr.de; wikipedia.de

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