Klimaneutrale Atomkraft !?!

Die EU-Kommission will Investitionen in Gas- und Atomkraftwerke unter bestimmten Bedingungen als klimafreundlich einstufen. Das geht aus einem Entwurf für einen Rechtsakt der Brüsseler Behörde hervor, der am Neujahrstag kurz nach dem Versand an die EU-Mitgliedstaaten öffentlich wurde. Bereits in der kommenden Woche könnte die Europäische Kommission bekannt geben, ob sie Atomkraft künftig als nachhaltig einstuft. Sollte sie Kernenergie als grün deklarieren, würde das den Weg freimachen für Milliarden an Investitionen in den nächsten Jahren und die Kernkraft für viele Jahrzehnte als Teil des europäischen Energiemixes festschreiben.

Ich selbst war nie ein wirklicher Gegner der Atomkraft, aber es ist doch schon fast ein Trauerspiel, wenn man bedenkt, welche Anstregnungen die Anti-Atomkraft-Bewegung seit den ’70ern unternommen hat, und nun darüber diskuttiert wird Atomkraftwerke als klimaneutral einzustufen.

Nach den Reaktorkatastrophen von Tschernobyl am 26. April 1986 und von Fukushima am 11. März 2011 sollte eigentlich jeden klar sein, dass Atomkraft alles andere als sicher ist. Andererseits jedoch produzieren Atomkraftwerke selbst kaum klimaschädliche Treibhausgase.

Vorteile von Atomkraft

Eines der besten Argumente für die Atomkraft ist absurderweise ausgerechnet der viele radioaktive Müll, den sie über die vergangenen Jahre angehäuft hat. In neuartigen AKWs mit Kugelhaufen-, Laufwellen- oder Flüssigsalzreaktoren kann radioaktiver Müll erneut als Brennstoff fungieren und so deutlich unschädlicher gemacht werden. Die Halbwertszeit radioaktiver Isotope könne sich so von Millionen auf wenige Hundert Jahre reduzieren, wofür praktikable Lösungen gefunden werden könnten.

Der Ausstieg aus der Kohle ist durch Atomkraft schneller möglich, denn der Kohleausstieg wurde durch den Atomausstieg in die Länge gezogen, wodurch höhere Konzentration von Schwefeldioxid, Stickstoffoxid und Feinstaub zu mehr als 1100 zusätzlichen Todesfällen pro Jahr geführt“, wie US-Forscher unlängst vor gerechnet haben. Kernkraftwerke stoßen im Gegenteil etwa zu Kohlekraftwerken kein Kohlendioxid aus, womit dem Planeten ein Ausstoß dieses Gases von 150 Millionen Tonnen jährlich erspart bleibt. Ebenfalls verursachen Kohlekraftwerke eine enorme Staubbelastung welche zusätzlich leicht radioaktiv belastet ist, da diese bei der Verbrennung von Steinkohle entsteht.

Klimaneutralität bis 2035 ist nur durch den Einsatz von Atomkraft und erneuerbaren Energieträgern möglich, denn durch den Kohleausstieg werden wir nicht genug Strom lediglich durch erneuerbare Energie produzieren können. Insbesondere mit Blick auf den steigenden Strombedarf für die steigende E-Mobilität.

Atomstrom ist sehr emissions- und CO2-arm, auch von der Uranmine bis und mit Entsorgung der Abfälle gerechnet. Uran gibt es auf der ganzen Welt, die Reserven sind gross. Die geringen Mengen, die ein KKW jährlich benötigt, sind leicht zu transportieren und zu lagern, ganz im Gegensatz zu Gas und Öl. Durch die Nutzung von Kernkraft reduziert sich der Verbrauch an fossilen Brennstoffen wie Kohle und Erdöl. Das senkt nicht nur den Verbrauch von Rohstoffen, sondern auch die Kosten für deren Abbau, Transport und Verarbeitung.

AKWs liefern zuverlässig jederzeit bezahlbaren Strom und sorgen für eine hohe Versorgungssicherheit, vor allem im Winter. Atomenergie weist einen 2,5 Millionen Mal höheren Energiegehalt als Kohle auf, auch können die Brennstäbe mehrfach verwendet werden. Preisschwankungen, denen fossile Brennstoffe wie Erdöl unterliegen, existieren dank der konstanten Energieproduktion nur in geringem Maße.

Bei erneuerbaren Energien muss der Staat viel Geld in die Entwicklung und die Förderung der Anlagen zahlen. Bei einem Atomkraftwerk beispielsweise beteiligt sich der Staat an den Gewinnen durch eine Brennelementesteuer.

Nachteile von Atomkraft

Die beiden grössten Nachteile sind ganz klar die Lagerung des Atommülls und die Gefahr eines Unfalles im Kraftwerk, sowie in Tschernobl oder Fukushima. Bei Funktionsstörungen, Erdbeben und anderen Naturkatastrophen, aber auch bei Terroranschlägen stellen Atomkraftwerke eine große Gefahrenquelle dar. Obwohl Unfälle wegen den hohen Sicherheitsmassnahmen eine geringe Wahrscheinlichkeit aufweisen, können diese nie vollständig ausgeschlossen werden. Eine 100%-ige Sicherheit ist technisch nicht möglich. Außerdem ist die Entsorgung von radioaktiven Abfällen sehr kompliziert und gefährlich, da es Jahrzehnte bis Jahrhunderte dauert, bis diese Abfälle keine radioaktive Strahlung mehr abgeben.

Nach wie vor noch nicht geklärt ist, ob ein regulärer Betrieb eines Atomkraftwerkes eine Gesundheitsgefährdung darstellt. Erste Studien zum Krebsrisiko von Angestellten solcher Kraftwerke oder Bewohnern im Umkreis können aber ein solch erhöhtes Risiko nicht gänzlich ausschließen. Es gibt mehrere Studien, die erhöhtes Auftreten von Krebserkrankungen bei Kindern in der Nähe von Atomkraftwerken aufzeigen.

Da Kernreaktoren nur über eine begrenzte Lebensdauer verfügen, müssen immer wieder neue Kernkraftwerke gebaut werden, die wiederum sehr viel Geld kosten. Etwa alle 10 Jahre muss ein neuer Reaktor gebaut werden.

Eine weitere Gefahr geht von der Rüstungsindustrie aus. Atomwaffen kamen zwar erst ein einziges Mal zum Einsatz, nämlich im Zweiten Weltkrieg mit dem Abwurf der Atombomben über Nagasaki und Hiroshima. Doch das Risiko, dass Staaten Atomenergie auch in der Zukunft für militärische Zwecke verwenden, ist trotz verschiedener Atomverträge stets gegeben.

Fazit

13 der 27 EU-Staaten betreiben Atomkraftwerke in Europa. Mit 106 Reaktoren stehen hier ungefähr ein Viertel der weltweiten Reaktoren. 1989 gab es in den Mitgliedsstaaten allerdings noch 177 Reaktoren in den AKWs in Europa. Eine Liste finden Sie auf Wikipedia

Der Atomausstieg Deutschlands alleine wird auf Dauer nicht viel bringen, besonders da Frankreich und die Schweiz als direkte Nachbarn überhaupt nicht daran denken ihre Atomkraftwerke vom Netz zu nehmen. Auch in Finnland werden zur Zeit neue AKW gebaut bzw. sind in Planung. Die Entscheidung für Atomstrom ist letzten Endes eine gegen Treibhausgase.
Es ist fraglich, ob Fridays for Future sich bewusst gewesen sind, dass der Wiedereinstieg in die Atomkraft eine Folge ihrer Proteste sein könnte. Denn egal, wie man es am Ende bewerten will: Klimaneutralität bis 2035 ist nur durch den Einsatz von Atomkraft und erneuerbaren Energieträgern möglich

Beitragsbild von von Markus Distelrath von Pexels

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